Schoner vs. Schoner – Vorteile/Nachteile von Knie- und Schienbeinschonern

In den Anfangszeiten des Mountainbiking gab es keine spezifische Ausrüstung für Biker. Dass ein Helm auf den Kopf gehört, war klar und dass man Handschuhe trug, machte irgendwie auch Sinn. Wollte man sich darüber hinaus schützen, musste man auf alternative Produkte aus anderen Sportarten zurückgreifen.

Mein erster Schienbeinschoner kam aus dem Fussballsport.. aber erzählt das bloss niemandem.

Alle fahren Klickies und einer hat sogar Schoner an. Biken vor der Jahrtausendwende.

Schon bald hatten wir aber erkannt, dass diese Schutzmassnahmen nicht für unseren Sport gedacht waren und daher auch nur sehr bedingt funktionierten. Die ewige Litanei: Sie rutschen, sind schlecht durchlüftet, decken nicht die wirklich wichtigen Stellen ab oder sind schlichtweg unterdimensioniert. Ende des letzten Jahrtausends kamen dann einige findige Hersteller auf die Idee Schoner und Panzer für Biker herzustellen. Anfangs noch unergonomisch, massig und unglaublich unbequem, erfüllten sie dennoch ihren Zweck: Sie schützten Knie- und Armgelenke und das Fleisch drum rum. Mit den winzigen Pins damals und den Turnschuhen, die kaum halt darauf fanden, waren vorallem die Schienbeinschoner von grossem Vorteil. Es ist nicht schön, mit Hackfleisch am Bein rumzulaufen. Viele fuhren aus diesem Grund nur mit Klickies.

Heute kann man sich seine Schoner aus einer riesigen Menge an Produkten aussuchen. Und das wurde mir zum Verhängnis…

Letzte Abfahrt nach 2 Wochen Ferien – unkonzentriert und leider nur mit Knieschoner bewaffnet..

Ich verstand die Argumente viele Bikerkollegen, denen ihr Knie wichtiger war als das Schienbein. Eigentlich logisch, denn bei Verletzungen am Knie hat man oft viel längere Rehabilitationsphasen. Viele komplette Beinschoner heutzutage bieten einen grossen Tragekomfort, schützen das Knie jedoch meist ungenügend. Beispiel: Die äusserst langlebigen und unglaublich bequemen Race Face Rally FR Schoner. So bequem, dass man damit sogar berghoch fahren kann. Gut durchlüftet – nur leider etwas schwer. Zumindest im Vergleich zu den neuen iXS Assault Knie- und Schienbeinschonern, welche halb soviel auf die Wage bringen. Das Problem dieser Schonersysteme ist es oft, dass man unbequeme Klettverschlüsse hat, welche sich mit der Zeit längen und – je nach Sturz – keinen kompletten Schutz des Knies bieten, da sie verrutschen können.

Knie- vs. komplette Schoner – Die Vorlieben gehen auseinander

Im Vergleich dazu bieten die reinen Knieschoner, welche man immer öfter auch bei Freeridern sieht, einige Vorteile. Geringeres Packgewicht, deutlich mehr Bewegungsfreiheit, grösstmöglicher Tragekomfort, perfekter Schutz der Knie ohne Abrutschen zu können. In der heutigen Zeit und den Vorteilen der Stealth Sohle an den Five.Ten rutscht man ja auch nicht mehr wirklich oft von den Pedalen. Diese Knieschoner sind meist aus einem neuen Kunststoff (Visco-Elastic Polymer Dough – VPD) gefertigt, welche eine hervorragende Stossabsorbierung bieten, obwohl sie nicht aus Hartschalen bestehen.

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Schutz oder Beinfreiheit – was ist wichtiger?

Wie bereits angedeutet, habe ich mir nun vor gut 4 Wochen mal solche Knieschoner angeschaft (SixSixOne Evo) und war nach dem ersten Sturz aufs Knie positiv überrascht. Es war genau einer jener Stürze, die mir die RaceFace Schoner vom Knie gerissen hätten. Mit den SixSixOne hatte ich eine kleine Brandverletzung durch die Reibung und ein etwas geprelltes Knie. Der Tragekomfort ist wirklich um Welten besser, auch wenn die Durchlüftung noch optimiert werden könnte. Beim Laufen sind sie kaum zu spüren, ausser dass sie an warmen Tagen doch ziemlich heiss geben. Auf dem Bike hat man jedenfalls eindeutig mehr Spielraum, was auf jeden Fall ein Argument für diese Schoner ist. Den Nachteil könnt ihr ja im ersten Bild betrachten.. Auch wenn es nicht oft vorkommt, wie bei mir aus Unachtsamkeit und fast ohne Tempo, kommt es doch immer wieder mal vor, dass man näheren Kontakt mit den Pedalen hat. Bei mir resultierte es in einer klaffenden Wunde, welche genäht werden musste und mindestens vier Wochen Bikeabstinenz. Das lässt sich nunmal nicht umrechnen in Packgewicht und Tragekomfort…

Knie-/Schienbeinschoner von RaceFace (Rally FR)
Packgewicht und -grösse sind eben auch nicht ganz unrelevant

Fazit: Über 10 Jahre mit kompletten Knie- und Schienbeinschoner gefahren und keinerlei nenneswerte Verletzungen an den Beinen. Vier Wochen Knieschoner und das Schienbein aufgerissen. Klar – Dumm gelaufen und Pech gehabt. Dennoch kommen die Knieschoner, trotz der vielen Vorteile, vorerst wieder in den Schrank.. und in vier Wochen darf ich dann wieder auf’s Bike. Mit welchen Schonern ist glaub klar..

 

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4 Gedanken zu “Schoner vs. Schoner – Vorteile/Nachteile von Knie- und Schienbeinschonern”