Weniger ist mehr: Tubeless

An deinem Bike sind Teile, welche du gar nicht benötigst. Entferne sie und profitiere von massiven Vorteilen, wie mehr Grip, mehr Federweg, mehr Bremspower und geringeres Gewicht. Go Tubeless!

Wie immer war ich auch gegenüber diesem Trend sehr skeptisch. Ich habe in den vielen Jahren auf dem Bike gelernt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt – und die Hersteller keine Skrupel haben, die Käufer als Beta-Tester zu missbrauchen. Deshalb lasse ich immer etwas Zeit vergehen und warte die ersten langfristigen Feedbacks ab, bevor ich auf den Zug aufspringe. Genau so habe ich es auch wieder mit dem Tubeless-Trend gehalten. Inzwischen habe ich von einigen Bikern äusserst positive Feedbacks erhalten, welche bereits eine bis zwei Saisons auf Tubeless-Systemen unterwegs waren und wurde hellhörig.

Viel mehr Grip, bessere Bremseigenschaften, gefühlt mehr Federweg und leichter ist es auch noch

Solche Aussagen darf man nicht einfach ignorieren. In der selben Zeit habe ich jedoch auch viele Horrorstories von ständigem Luftverlust, mühsamen Unterhaltsarbeiten und abspringenden Reifen gehört. Deshalb habe ich mich vor einigen Wochen dafür entschieden, Tubeless selber auzuprobieren. Meine folgende Lobesrede sollte klarmachen, wie sehr mich das System in kürzester Zeit überzeugt hat.

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Snakebites ade – Kein Schlauch = Keine Snakebites

Ich habe mit Ausrüstung ein Kampfgewicht von über 90 Kilogramm und musste daher immer viel Luft in meine Reifen füllen. Mit dünnwandigen Reifen und leichten Schläuchen fuhr ich nie unter 2,5 Bar. Dicke Schlappen und schwere Schläuche kamen für mich bei meinem All-Mountain Bike nicht in Frage, da mich das Übergewicht störte. Vor Allem im Bereich der rotierenden und ungefederten Masse, hat Gewicht einen grossen Einfluss. Nach ein paar Monaten musste ich jedoch merken, dass diese Kombination zu fehleranfällig ist. Ein kleiner Fehler bei hohem Tempo und ich fuhr mir einen Platten ein. Abgesehen davon, musste ich mit vielen Nachteilen leben, da Reifen mit viel Luft nicht optimal arbeiten. Mit mehr als 40 PSI im Schlauch hatte ich zwar weniger Durchschläge, aber die Performance war nicht gerade überwältigend. Die Kontaktfläche verringert sich, das Rad hüpft in der Gegend rum, rollt nicht optimal und bietet wenig Halt in Kurven.

Ohne Schlauch kann ich einen Luftdruck von weniger als 2 Bar fahren und profitiere von vielen Vorteilen:

  • Ohne Schlauch entfällt die Reibung zwischen Schlauch und Reifen – der Reifen kann sich freier bewegen und schluckt Unebenheiten viel besser
  • Kein Schlauch – kein Snakebite
  • Mit dem Verzicht eines Schlauches, verringert sich das Gewicht um mehrere Hundert Gramm – an der ungefederten und rotierenden Masse des Laufrads hat dies einen enorm positiven Effekt, was Agilität und Beschleunigung angeht
  • Ein Reifen besitzt ohne Schlauch bessere Rolleigenschaften (schneller, bessere Verformung)
  • Bei Pannen verliert das Tubeless-System die Luft langsamer – somit verringert sich die Unfallgefahr

Weitere Vorteile, wie weniger Ventilabrisse (hatte ich zum Glück noch nie), autmatisches Abdichten bei Einstichen, weniger Flickzeug und schnellere Reparatur von Pannen gibt’s gratis dazu.

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Ohne Schlauch kann sich der Reifen freier bewegen – mehr Grip und besseres Rollverhalten sind die Folge (Bildquelle: mtb-news.de)

Mehr als nur Pannenschutz

Ich will dir hier nichts verkaufen. Ich will dir auch nicht aufbinden, dass du einen besseren Pannenschutz brauchst. Bisher war ich mit genügend Druck im Schlauch immer zufrieden mit der Performance der Reifen-Schlauch Kombi. Einen solchen Aufwand zu treiben, um den gelegentlichen Plattfuss zu eliminieren, schien mir einfach zu umständlich. Ich kenne mich mit Flickzeug und dem Wechsel eines Schlauches seit Jahren aus und erledige das auf dem Trail in wenigen Minuten. Ganz okay so… ohne rumspritzende Milch und kompliziertes Flickzeug. Die Vorteile eines Schlauchlos-Systems gehen jedoch über den simplen Pannenschutz hinaus.

Aber:

Durch den optimalen Luftdruck, verbessern sich die Rolleigenschaften jedes Pneus. Durch die erhöhte Eigendämpfung des Pneus, fühlt es sich an, als hätte man mehr Federweg. Bei Unebenheiten hebt sich das Rad nicht gleich vom Boden, sondern stülpt sich um das Objekt – somit bleibt ein Grossteil der Reifenoberfläche weiterhin auf dem Untergrund und man kann an Stellen bremsen, wo es vorher nicht möglich war. Grundsätzlich läuft es darauf hinaus, dass man sich mit Tubeless viele Reserven erkauft und ein rundum gelungeneres Bikeerlebnis hat.

Mehr Reserven, mehr Spass. Wer will das nicht?

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Tubeless Reparaturkit löst das traditionelle Flickzeug ab

Dennoch gilt der hohe Pannenschutz als eines der wichtisten Argumente für das Tubeless-System. Kleine Löcher werden dank der Dichtmilch im Reifen automatisch verschlossen, grössere Löcher kann man mit speziellen Reparatur-Sets (bekannt aus Auto- und Motorrad-Industrie) innert weniger Sekunden flicken. Also im besten Fall bemerkt man ein Loch gar nicht erst, in den meisten Fällen kann man es schneller reparieren als mit Schlauch und im schlimmsten Fall kann man einen Schlauch einsetzen. Keine Nachteile, viele Vorteile.

Gegenargumente

Dickere Schläuche: Viele argumentieren mit dickeren Schläuchen gegen die Nachteile der herkömmlichen Systeme. Mit einem Downhillschlauch über 1,5mm Dicke kassiert man weniger Durchschläge und somit auch weniger Platten. Auch damit kann man mit weniger Luftdruck fahren – dennoch profitiert man nicht so sehr davon, als wenn ein Schlauch komplett fehlt. (Eigendämpfung, Reibungswiderstände, Rolleigenschaften, mehr rotierende ungefederte Masse)

Dickere Reifen: Wie bei den dickeren Schläuchen, beugt man damit gegen Durchschläge vor – die weiteren Vorteile bleiben auf der Strecke.

Installation – Wechsel auf Tubeless

Ich liess den Umbau auf Tubeless vom Bikeshop machen – ohne eigene Erfahrungen schien mir das sinnvoller. Für wenig Geld wird ein neues (luftdichtes) Felgenband eingelegt und ein Ventil für die Luftzufuhr eingesetzt. Danach braucht es nur noch etwas Dichtmilch um allfällige Luftverluste zu vermeiden und den Reifen bei Löchern automatisch zu verdichten (Funktioniert tatsächlich). That’s it. Für einen Betrag von unter CHF 100.- ist der Umbau erledigt und man kann sofort von den vielen Vorteilen profitieren. Einen Ersatzschlauch nehme ich trotzdem immer mit, man weiss ja nie. Ausserdem habe ich spezielles Flickzeug und zusätzliche Dichtungsflüssigkeit erhalten, für den Notfall. Sobald ich selber mal Hand anlegen oder einen Reifen flicken musste, werde ich darüber berichten.

Grundsätzlich braucht es kein besonderes Material, um auf Tubeless zu wechseln. Das Internet ist voll von DIY Montageanleitungen und mit dem entsprechenden Know-How lässt sich jede Reifen/Felgen-Kombi auf Tubeless trimmen. Jedoch sind bei weitem nicht alle Arten so fehlerfrei und sorglos – deshalb am Besten darauf achten, dass Felge und Reifen tubeless-ready sind (TR), dann steht für den Wechsel nichts im Weg. Wer das selber machen will, bekommt im Netz viele Anleitungen, wie diese Montageanleitung für Tubeless von Schwalbe

Die Zukunft

Dieses relativ neue System wird sich sicherlich noch weiterentwickeln. Wohin weitere mögliche Lösungen führen? Zum Beispiel gibt es bereits Systeme, welche ganz ohne Luftkammern auskommen. Leider bringen diese noch viele Probleme mit sich und bringen nicht die Vorteile eines Tubeless-Reifens (Rolleigenschaften, Verformung, Dämpfung). Bereits auf dem Markt, aber noch in den Kinderschuhen steckt Schwalbes Procore – zwei ineinanderliegende Reifen, der Äussere wird für mehr Komfort mit wenig Druck gefahren, der Innere sorgt mit 4-6 Bar für den Durchschlagsschutz. Einziger Hacken dabei ist das Mehrgewicht.

Endlich kann ich mein Bike mit dem gewünschten Luftdruck fahren (1.8 Bar zur Zeit), profitiere von vielen Vorteilen und fahre sorgloser. Ich bin schneller, sicherer und habe mehr Spass – indem ich zwei Teile entfernt habe. Ich kann es nur empfehlen, vorallem für schwerere Biker.

Willst du mehr Grip, mehr Speed, mehr Sicherheit und weniger Probleme. Go Tubeless.

Weitere Informationen und Quellenangabe:

Langzeitbericht mit Vor- und Nachteilen von Tubeless

www.bike-magazin.de/service/schrauber_tipps/was-heisst-tubeless-ready/a5830.html

www.schwalbe.com/de/tubeless.html

www.notubes.com/help/index.aspx

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15 Gedanken zu “Weniger ist mehr: Tubeless”

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