Am letzten Wochenende war es wieder soweit: die Crème-de-la-Crème der Freerider traf sich in Saalbach-Hinterglemm am Adidas Slopestyle Contest. Dieses Jahr war alles noch ein bisschen grösser als letztes Jahr… eine Unmenge an Wallrides, Kickern, Northshore Konstruktionen, Radladern, Seilbahnkabinen und Drops säumte den neuen Parcours. Letztes Jahr konnten die Jungs im oberen Teil drei verschiedene Lines wählen, aber dieses Jahr hatten vermutlich einige Fahrer ihre liebe Mühe damit, den Überblick zu behalten. Ja, für meinen Geschmack war das ganze schon ziemlich unübersichtlich und nicht so zuschauerfreundlich wie in 2005. Aber dies hat die Fahrer glücklicherweise nicht davon abgehalten, ihre komplette Trickkiste auszupacken. Ganz im Gegenteil!
Bereits in der Qualifikation war die Devise klar: Vollgas! Vor allem die unbekannten Qualifikanten wie die Breitenstein Brothers, die Lacondeguy Kids aus Spanien oder Jungs wie Ben Boyko, Lance McDermott oder Darren Pokoj zeigten den etablierten Stars, dass die Messlatte in 2006 noch einiges höher hängt. Vor allem die beiden spanischen Brüder legten unglaubliche Runs mit etwa 150000 Backflips hin. Hut ab, wenn man sich mit 17 Jahren schon über solche furchteinflössenden Konstruktionen schiesst. Am meisten Applaus ernten konnte aber Lance McDermott mit seinen sauberen Frontflips und Flairs. Sowas hat man auf 26″ wirklich noch selten gesehen!
Die etablierten Freerider wie Dave Watson, Wade Simmons oder Steve Romaniuk mussten sich natürlich was einfallen lassen, um mit den Kids mithalten zu können. Leider verletzten sich unglaublich viele Leute während den Trainings, Qualis und Finalläufen. Irgendetwas kann ja nicht stimmen, wenn 20% der angemeldeten Fahrer im Spital landen… the cost of evolution… oder so. Es war allgemein festzustellen, dass die richtigen Mountainbiker (ja, das sind Leute, die sich auf den Bergen vergnügen… auch das gibts noch) keine Chance gegen die BMX Trickfraktion hatte.
In den Finals war dann mit Steve Romaniuk nur noch ein Fahrer ohne BMX Vergangenheit am Start. Zusammen mit Darren Berrecloth war er auch der einzige, der an den Finals keine Backflips hinzauberte. Es war wirklich massiv, welches Niveau die Finalläufe der einzelnen Fahrer hatte. 360s über den gewaltigen Schlussdrop, Backflips & Tailwhips am Laufmeter und natürlich der Flair und die Frontflips von Lance McDermott.
Die Highlights waren sicher der saubere 360 über den letzen Drop von Darren Berrecloth oder die gewaltigen Backflips über die Gondel von Cameron Zink und Paul Basagoitia. Paul B legte sogar einen Backflip-to-back hin… voll auf den Rücken geknallt, und dies gleich beim ersten Sprung. Glücklicherweise stand er aber schon bald wieder auf, genauso wie die anderen Crashpiloten. Andreu Lacondeguy schaffte es sogar, in einem einzigen Lauf 9 Backflips und 6 360s zu stehen… mir wäre vermutlich schon lange schlecht geworden ;-)
Die Schlussrangliste hatte nix mehr gross mit Leistung oder Logik zu tun, vermutlich eher mit persönlicher Sympathie. Darren Berrecloth ist zwar schon der würdige Sieger dank seinem sehr sauberen und technisch anspruchsvollen Lauf, aber wieso Mr. Frontflip bloss auf dem vierten Platz gelandet ist wissen die Götter… oder dann halt der nervige Speaker und die Punktrichter. Vielleicht mussten sie halt einen Deutschen auf dem Podest haben… who knows. Die komplette Freakshow auf Mountainbikes, wo Mountainbiker keine Chance haben. Ja stimmt, es ist ja Slopestyle…
Noch so ein paar Gedanken am Rande… Die vielen Verletzten haben mir schon zu Denken gegeben… und es hat ja nicht unbedingt Anfänger getroffen: Wade Simmons, Steve Romaniuk, Dave Watson, Kyle Strait, Trond Hansen, Matt Hunter… um die Anfahrtswege für die Ambulanzen zu verkürzen könnten sie ja den nächsten Slopestyle Contest gleich bei einem Spitalhang austragen. Dass der Goassstall als beste Après-Ski-Hütte der Alpen nicht gerade kulturell hochstehend ist, konnten wir letztes Jahr live miterleben. Aber dass das Niveau im Tanzhimmel so unterirdisch tief ist hat mich am Anfang schon überrascht. Ein sehr übler Schuppen mit dem wahrscheinlich schlechtesten DJ der Welt. Ist wirklich so!
Dass wir Presseausweise erhalten haben fand ich eine sehr nette Geste der Organisatoren. Dass aber die wirklich guten Plätze ausschliesslich für Freeride Entertainment und Gefolge reserviert waren fand ich schon nicht so toll. Gut, immerhin besser als nix… man soll sich ja nicht beklagen ;-)
Gibt es überhaupt noch Freeride Contests für Mountainbiker? Die Rampage ist ja auch schon ein paar Jährchen her…
Kann mal jemand diesem Speaker einen Englischkurs anbieten? Davon kriegt man ja Ohrenkrebs… echt!
Der Rambo-Clone Style scheint unter den Bikekiddies noch immer voll im Trend zu liegen… wieso zum Coiffeur gehen wenn man fürs gleiche Geld ein neues Fox Käppi bekommt?
War ich der einzige Besucher dieses Anlasses ohne Fox Klamotten?
Ach
ja… die Rangliste noch:
1. Darren
Berrecloth (CAN)
2. Paul Basagoitia (CAN)
3. Carlo Dieckmann (GER)
4. Lance McDermott (GBR)
5. Darren Pokoj (AUS)
6. Ryder Kasprick (CAN)
7. Andreu Lacondeguy (ESP)
8. Mischa Breitenstein (SUI)
9. Geoff Gulevich (CAN)
10. Cameron Zink (USA)
11. Kyle Strait (USA)
12. Grant Fielder (GBR)
13. Ross Measures (CAN)
14. Ben Boyko (CAN)
15. Steve Romaniuk (CAN)
Unsere Adidas Slopestyle 2006 Bildergallerie: www.flowzone.ch/images/thumbnails.php?album=36