Einen umfassenden Bericht über die Dolomiten zu schreiben, würde weitaus mehr Zeit in der Region benötigen, als uns in den zweiwöchigen Ferien zu Verfügung stand. Dennoch reichte die Zeit, um uns in die Gegend zu verlieben.
On the way – Reschenpass
Angefangen haben wir in Nauders am Reschenpass, was geografisch gesehen natürlich nicht zu den Dolomiten gehört. Dennoch verdient es hier eine Erwähnung, da die Anreise aus der Schweiz in die Dolomiten je nachdem 5-6 Stunden benötigt und wir auf dem Weg einen Zwischenstopp einlegen wollten. Dafür empfiehlt sich der Reschenpass, denn obwohl das Gebiet nicht riesig ist, bietet es für Singletrailfans mit gutem Fahrkönnen ein paar besondere Leckerbissen, welche wir bisher im Alpenraum selten finden konnten: Offizielle, gebaute und technisch anspruchsvolle Trails mit viel Flow, erreichbar mit Seilbahnen.
Naturbelassener Waldboden mit unzähligen Wurzelteppichen, kleinen Absätzen und verspielten Linienführungen – nie allzu steil und stets flüssig zu fahren. Klingt nach einem wahrgewordenen Singletrailtraum – und so fühlte es sich auch an.
Dahin verschlug es uns in der zweiten Hälfte unserer Ferien nochmal und wir konnten uns beim zweiten Eindruck erneut überzeugen lassen. Etwas mehr als drei Fahrstunden von Luzern entfernt, liegt am Reschenpass zwischen Österreich und Südtirol ein kleines aber feines Bike-Mekka, das man gesehen haben muss. Landschaft, Natur, Infrastruktur, Preise, Gastfreundschaft – alles auf höchstem Niveau.
Trailtipps? Raus gehen und fahren. Sogar die Traversen waren hammermässig! Die Bahnen Haideralm, Schöneben und Bergkastel nehmen dich mit, jeweils von Nauders, St. Valentin und Reschen.
Dolomiten
Weiter gings auf unserer Reise in die Dolomiten. In Moena (süd-östlich von Bozen) fanden wir eine gute Location, um unsere Touren in der Gegend zu starten. Nach einem Tag am Karerpass, wo wir die Schönheit des Latemars und des Rosengartens auf uns wirken liessen, zog es uns nach Canazei, wo die Biker im Rahmen der Sella-Ronda Tour zwischen Muskelkraft und Seilbahn für die Beförderung den Berg hoch entscheiden können.
Canazei – Sella Ronda
Leider waren wir terminlich etwas kurz angebunden und hielten uns nur einen Tag in Canazei auf, aber sicherlich nicht das letzte Mal. Die Natur-Eindrücke haben uns bereits am ersten Tag aus den Socken gehauen, obwohl wir uns nur in der Gegend des Sasso Pordoi aufhielten. Ein wunderschöner Flow-Trail führt von Belvedere zur Mittelstation und von dort führt die schwarze Electric Line dann nach Canazei. Das alleine ist einen Tag Aufenthalt wert, denn die Aussicht von dort oben ist kaum zu überbieten. Aber schau selber…
Die Sella Ronda konnten wir leider nicht mehr in Angriff nehmen, aber das bleibt ganz oben auf der Liste fürs nächste Jahr.
Trentino – Belluno
Wir wurden von Freunden nach Lamon eingeladen, also waren Belluno und Trentino unsere nächsten Destinationen. Den Tag im unbekannten Bikepark von San Martino di Costrozza (St. Martin) haben wir enorm genossen – wilde, naturbelassene Trails, ausgebaut mit wunderschönen kleinen Sprüngen und grossen Anliegern. Das stelle ich mir unter einem Bikepark vor und nicht die ewig gleichen Autobahnen, die bei uns entstehen. Grosses Kompliment an dieser Stelle!
Am zweiten Tag hatten wir eine kleine Tour vor uns, die uns dank Shuttle hoch in die Berge brachte, wo wir nur noch die letzten 400 Höhenmeter auf den Passo Baccon bewältigen mussten. Von da aus ging ein Singletrail runter bis zum Ausgangsort – schier endlos und so flowig, dass man glaubte, man schwebe über die Trails.
Unter ferner liefen…
Nach einem kleinen Abstecher zur Weltmeisterschaft in Val di Sole, machten wir uns schnell wieder auf den Weg ins Südtirol. Den vielen Empfehlungen folgend, landeten wir zuerst in Serfaus-Fiss-Ladis, welches wir aber nach nur einem halben Tag wieder verlassen haben, da es gar nicht unseren Vorstellungen entsprach. Daher auch nicht viele Worte darüber: Mehrere gebaute Trails für unterschiedliches Fahrkönnen sind cool, aber es ist alles in ähnlichem Stil gehalten – planierte Kies- und Lehmtrails aus dem Lehrbuch. Ein Anlieger nach dem Anderen, unterbrochen mit Wellen und Tables, dazwischen viele Bremswellen. Für einen Bikepark ganz okay, aber für uns keine Reise wert.
Fazit
Die Dolomiten sind für jeden ambitionierten Singletrails-Biker aus der Schweiz ein MUSS. Die kargen Berge mit den urtümlichen, wilden Wäldern und den satten Wiesen darunter sind eine Augenweide. Die Trails sind für unsere Verhältnisse unkonventionell im positiven Sinne: Grösstenteils naturbelassen, aber wo gebaut wurde, wurde es mit viel Liebe und Know-How gemacht. Wir fühlten uns sofort wohl auf den Trails und hatten viel Spass. Die Infrastruktur ist dank dem verbreiteten Wintersport vorbildlich und die Preise mehr als fair. Wir waren nicht das letzte Mal hier.