Das „Hawaii Europas“ – Flowparadies Madeira

Im März wollten wir Boarden gehen – eigentlich. Durch den mässigen Winter der Nordalpen entschieden wir uns kurzfristig dazu, die Ferien statt im Schnee nun in der Sonne zu verbringen. Gegen Finale Ligure, Molini und Südportugal gewann schliesslich – mit einem Hauch Exotik – Madeira. Die Insel liegt nördlich der Kanaren ziemlich allein im Atlantik.
Madeira
Nur 10 Tage nach Buchung sitzen wir in einem Flieger der TAP Portugal und nach einem Zwischenstop in Lissabon landen wir nach insgesamt 4h Flugzeit in Funchal. Nachdem wir nicht erwartet hatten, dass wir im Frühjahr so kurzfristig überhaupt noch einen Shuttleanbieter mit freien Kapazitäten finden, haben wir ein Bikepaket von freeridemadeira.com gebucht (8 Übernachtungen, 5 Biketage und 2 Tage zum relaxen). Schliesslich holt uns unser Guide John am Flughafen ab und nach einem Kurzimbiss werden wir im Hotel abgeladen. Wir packen unsere Bikes aus den evoc Taschen und machen uns startklar für den ersten Biketag.

Biken in Madeira

Montag. Nach der Barzahlung im Office von freeridemadeira.com sitzen wir zu zweit als einzigste Gäste im Shuttle. Ziel ist der Pico de Arieiro (1818m, der dritthöchste Berg der Insel). Wir geniessen kurz die Aussicht auf dem Gipfel und fahren uns auf einfachen Trails ein. Es geht zumeist flowige Singletrails abwärts, hin und wieder gibt es jedoch einen Zwischenanstieg. Während wir die Vegetationszonen der Insel durchfahren wechselt der Untergrund stetig, zuerst steinig, dann lockerer Waldboden und später durchkreuzen wir einen Eukalyptuswald – ein erstklassiger Singletrail. In Camacha wartet das Shuttle und bringt uns wieder nach oben. Der zweite Run ist ähnlich, doch statt einem Uphill biegen wir ein in eine gebaute Bikepiste mit roten staubigen Switchback-Anliegern erster Klasse. Wieder geht es durch einen Eukalyptuswald mit richtig grossen Gaps und Drops, John erzählt – kürzlich war Mr. Fairclough hier spielen… Nach einer Passage über historisch gepflasterte Wege endet der Biketag in einer Bar am Meer.
Dienstag. Wir fahren in den Westen der Insel. Dort gibt es ein ein Hochplateau, von dem aus startend diverse Bergrücken mit flowigen Trails versehen sind. Alle diese Trails beginnen als flowiger Singletrail, führen dann über gebaute Abschnitte mit Anliegern, Sprüngen und Gaps. Und obwohl sie sich etwas ähneln, ist das Niveau doch verschieden. Hier könnte man auch mit dem Downhiller Spass haben, aber wir fühlen uns auch auf unsere kleinen Bikes wohl und das Grinsen sitzt fest im Gesicht. Die Fotostops der beiden heutigen Mitfahrer (Journalist & Fotograf für ein deutsches Fitnessmagazin) stören uns nicht und geben uns immer wieder Zeit zum verschnaufen. Am Nachmittag verzichten wir dann auf den ausgesetzten 400hm Treppentrail zum Meer und rollen per Strasse zur One-Love Reggaebar, um den gelungenen Tag mit einem Erdbeer-Caipirinha zu begiessen.

Donnerstag. Nach dem Shutteln vom Dienstag und dem gestrigen Pausentag, machen wir heute eine ca. 30km Tour über die Insel. Noch ein Kaffee in einem (doch etwas touristischen) Bergrestaurant und wir pedalieren gemütlich in Richtung Osten. Der Trail startet sanft, wird aber schon bald technischer und nach einer steinigen Passage fahren wir auf einem traumhaften Singletrail durch einen typisch madeiranischen Urwald und sind froh, unsere Bikes mit verstellbaren Sattelstützen ausgestattet zu haben, denn so macht hier das pedalieren Spass. Weiter geht es auf einer Forststrasse an massiven Hangrutschen vorbei in Richtung Nordosten, wo wir die Aussicht von einem Cliff auf die benachberte Insel Porto Santo geniessen. Der Trail führt weiter von hier am Rand des Cliffs entlang und hier und da ist es sicherer zu schieben. Aber wo das Fahren sicher ist, ist der Boden ein Traum. Weiter geht es von hier über einen felsigen Singletrail an alten Terrassen zum Meer, wo wieder ein Bier auf uns wartet.

Freitag. Heute starten wir etwas unterhalb vom Pico – der erste Teil ist gleich sehr technisch und steinig – noch etwas müde vom Vortag, werden wir etwas unsanft wachgerüttelt. Wir kommen dann zu einer steilen Passage durch einen Eukalyptuswald – John zitiert Mr. Fairclough mit „This is a dream“ – Wir können nur zustimmen. Der Trail ist steil, locker und trotzdem griffig – es kommt ein Surfgefühl auf. Wir fahren weiter in Richtung Nordosten, einen kurzen Abschnitt kennen wir hier noch vom Dienstag. Doch wir biegen anders ab und fahren an einem Felsen entlang etwas ausgesetzt Richtung Faial. Der letzte Downhill beginnt erst sehr steinig und wird dann von einem ruppigen und zugleich flowigen Trail mit ein paar Sprüngen über unzählige Eukalyptuswurzeln abgelöst. Den Klang der Eukalyptusrinde höre ich beim Verspeisen des Octopussandwich in Faial noch immer in den Ohren. Am Nachmittag machen wir noch einen Run vom Nebel unterhalb des Pico bis direkt nach Funchal.
Samstag. Heute geniessen wir nochmals ein paar geschuttelte Runs im Westen. Zum Teil fahren wir Trails, die wir vom Dienstag kennen, aber es sind auch ein paar Neue dabei. Nach dem Mittag fahren wir über das Hochplateau in Richtung Norden.
Hier beginnt es, aus den sich stauenden Wolken zu regnen – doch für uns ist es eine willkommene Abwechslung zu den staubtrockenen Trails der letzten Tage. Im Nebel tauchen uralte Bäume auf – was für ein mystischer Ort!
Fasziniert stehen wir im Regen und schauen uns diese krumm gewachsenen Bäume an. Unseren letzten Downhill fahren wir im Matsch bei warmem Nieselregen. Der Wald ist wieder etwas anders und der Matsch ist verdammt schlüpfrig – uns scheint das hier mehr zu liegen als John, der uns etwas verwundert anschaut und sich freut, dass wir Spass haben. Durchnässt, aber glücklich stoppen wir auf dem Rückweg noch in einer Ponchabar – Poncha trinkt man historisch zum aufwärmen. Perfekt.

Organisation, Unterkunft & Leihmaterial

Die Organisation seitens freeridemadeira.com war hervorragend. Während sich Marcos im Office um die Organisation kümmert, können sich die Guides auf ihren Part konzentrieren -uns Guidete John professionell und zugleich informativ mit Hintergründen über die Insel. Wir wurden täglich um 9.30 an der Unterkunft abgeholt und waren dann gegen 18h wieder zurück.

Freeride Madeira shuttelt auf der ganzen Insel.
Unser Aktionsradius mit Freeride Madeira
Die Trailwahl des Tages orientiert sich an den Fähigkeiten der Teilnehmer und dem Wetter. Bei uns hat es einfach super gepasst. Als Unterkunft wurde ein grosszügiges Studio für uns gebucht. Etwas im Gegensatz zur hervorragenden Qualität des Guidings, hatten wir vom Leihmaterial einen eher durchwachsenen Eindruck. Bei den doch sehr einfachen Bikes wäre die eine oder andere Panne vermeidbar gewesen.
Wir waren jedoch froh, dass wir mit unseren eigenen Bikes (Banshee Spitfire & Xprezo Gamjam) angereist waren. Perfekt für den Trip ist ein All-Mountain/Enduro mit etwa 150mm Federweg.
Insel, Kultur & Essen
Dass die Insel hauptsächlich vom Tourismus (Publikum 50+) lebt, ist in der Hauptstadt Funchal und Umgebung nicht zu übersehen. Täglich legen zwei Kreuzfahrtschiffe an und injizieren der Insel Touristen, deren Bewegungsradius aber zumeist auf Funchal beschränkt ist. Zum Glück sind die Trails fernab davon und man begegnet der Touristenschar nur hin und wieder an einer der Levadas (Wasserleitungen ähnlich der Walliser Suonen). Während wir für weitere Hintergründe auf Wikipedia verweisen, müssen wir doch ein paar Details erwähnen – beeindruckt haben uns folgende Lokalitäten und Spezialitäten:
  • Restaurant „Doca Do cavacas“- eine der besten Adressen in Funchal für Fischspezialitäten
  • Restaurant „Esquina“ – dieses nette und nicht so aufdringliche Restaurant in der Altstadt von Funchal nervt nicht schon vor der  Tür mit der Bitte, unbedingt einzutreten – bietet aber statt dessen hervorragenden Espetada (Fleischspiess) und Fischgerichte.
  • Tapas de Anibal – In dieser vom Durchschnittstouristen gemiedenen Bar der Altstadt freut sich das Personal herzlich und unaufdringlich über den Besuch und serviert Tapas, Sandwiches, Bier und natürlich Poncha.
  • Poncha – bestehend aus Rum, Orangen-, (Maracuja-), Zitronensaft und Zucker. Mit Vorsicht zu geniessen vor Biketagen, perfekt aber danach und vor einem Pausentag ;-)
  • Der Octopussandwich (Sanches de Polvo) in Machico
  • Eine gute Bar erkennt man an Haufen mit Erdnussschalen am Boden. Ist der Boden geleckt sauber, dann ist die Bar nix!

Hier noch ein paar Eindrücke der Insel, die nichts mit Bikes zu tun haben.

Fazit

Madeira hat unser Flowzone Label bekommen. Uneingeschränkt empfehlenswert für Biker, die Qualität statt Quantität bevorzugen, lieber bergab biken, die Abwechslung lieben und auch vor technischen Abschnitten nicht zurück schrecken. Man macht am Tag sicher nicht so viele Tiefenmeter wie z.B. in Finale Ligure, dafür hat man Trails von höchster Qualität und die Atmosphäre ist immer schön entspannt. Ferien eben. Mit Biken. Für uns so wie es sein soll.

Weblinks:

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2 Gedanken zu “Das „Hawaii Europas“ – Flowparadies Madeira”

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