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6D Helme: Think different!

Jetzt spinnen sie endgültig, die Flowzoner. Machen Werbung für einen Helm, mit dem man aussieht wie ein Teletubby. Ein Helm der so teuer ist, wie zwei Helme zusammen und auch noch über 1,3 Kg schwer?! Da hat jemand wohl viel bekommen, um darüber zu schreiben.. Falsch. Think again. Think different.

Teuer, schwer und gross

Die ersten Argumente, welche bei diesem Helm von so ziemlich jedem Biker genannt werden. Falls Preis und Design für dich die wichtigsten Faktoren eines Full-Face Helms sind, lohnt sich das Weiterlesen nicht.

Ja, ein 6D-Helm kostet viel Geld. Ein Troy Lee ist jedoch nicht viel günstiger und bringt lediglich den Vorteil, hübscher zu sein.

Ja, er wiegt 1310 Gramm. Das mag etwas mehr sein, als dein jetziger Karbonhelm, aber das ist nur eine Schale aus Kunststoff. Im 6D befindet sich ein ausgeklügeltes Dämpfungssystem. So gesehen verdammt leicht, oder?

Ja, er ist gross. In Nordamerika gab es deswegen bereits einen grossen Aufschrei. Wie ist das mit der Optik, wenn einem von einem Sturz auf den Kopf im schlimmsten Fall das halbe Gesicht runterhängt?

Du siehst, dass da viele Kontroversen bestehen und es an der Betrachtungsweise des Bikers liegt – was ist deine Priorität? Deshalb hat die Firma bewusst den äusserst treffenden Slogan #ThinkDifferent gewählt. Sollte der bessere Schutz des Gehirns die optischen Aspekte nicht überwiegen? Sind ein paar Franken wichtig, wenn es um die Sicherstellung deiner Zukunft auf dem Bike geht?

6D geht unkonventionelle Wege, um Helme zu entwickeln, welche ihren Hauptzweck besser erfüllen als andere: Den Kopf zu schützen. Die geltenden Normen werden mit diesem Helm übertroffen und er wird auch den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Bezug auf Kopfverletzungen gerecht.

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Nicht mehr aufs Bike steigen zu können, ist eine meiner grössten Ängste

Think Different

Vor wenigen Jahren wurde die Neckbrace-Fraktion in den Bikeparks belächelt. „Die sehen ja aus wie Terminator“, „Keine Schoner, aber Hauptsache einen Neckbrace tragen“, „400 Stutz für eine Plastikhalskrause?“… aber der Trend hat sich durchgesetzt. Warum? Weil ein gebrochener Halswirbel verdammt viel grössere Konsequenzen nach sich zieht, als ein aufgeschürftes oder sogar kaputtes Knie. Ist doch logisch.

Diese Denkweise sollte man auch anwenden, wenn es um den Kopf geht. Schleudertraumas, vor allem wenn sie öfter auftreten, können mindestens so fatale Folgen haben. Es gibt sogar Biker, die mit nur einem Arm oder Bein auf dem Bike sitzen.. aber ohne ein funktionierendes Gehirn läuft gar nix.

Nachholbedarf

Unser Sport hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Die neuen Technologien fördern aggressive Fahrweisen und bringen die Fahrer auf immer mehr Speed. In Folge davon kamen zwar auch neue Schutzmassnahmen wie die Neckbraces auf den Markt, aber bei den Helmen hat sich kaum etwas verändert. Im Prinzip ist es wirklich nur eine Schaumstoffschale mit einer dünnen Kunststoffschicht drüber. Einem direkten Aufschlag kann er standhalten, dafür sorgen die Richtlinien und Kontrollen der EU. Aber Aufschläge mit flacheren Winkeln sind laut neusten Studien dafür verantwortlich, dass Gehirnerschütterungen entstehen – die selben Studien besagen, das konventionelle Helme diesen Kräften so wenig entgegenwirken, als hätte man keinen Helm an (MIPS ausgenommen). Diesem Missstand will das revolutionäre ODS System entgegenwirken.

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Lieber lustig aussehen mit Helm, als abschreckend auszusehen ohne..

Wer kauft sich so einen Helm? Bisher sind es Biker, welche bereits schlechte Erfahrungen mit bestehenden Produkten gemacht haben. Fahrer welche bereits mit negativen Auswirkungen von heftigen Stürzen leben – welche heilfroh sind, dass sie noch auf dem Bike sitzen dürfen. Diesen Bikern ist der Preis und die Optik absolut Wurst, was sie wollen, ist für viele weitere Jahre auf dem Bike sitzen zu können – normal Leben und das Leben geniessen zu können. Mit chronischer Migräne oder anderen Langzeitfolgen von Schleudertraumas ist das manchmal unmöglich. Diesen Bikern ist das den Mehrpreis und die komischen Blicke der anderen Biker wert. Wäre es Dir doch auch? Wenn’s dann nicht zu spät ist…

Zugegeben, wir haben uns komisch gefühlt im Bikepark mit diesem eher ungewöhnlich grossen Helm. Da es leider noch unbekannt ist, erntet man viele verdutzte und belustigte Blicke. Das wird sich legen, sobald klar ist, worum es sich hierbei handelt und weshalb sich ein Biker für einen solchen Helm entscheidet.

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Ein Helm mit Fokus auf das Wesentliche: Maximaler Schutz
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Den Grössenunterschied sieht man, das Mehr an Sicherheit leider nicht (TLD vs. 6D)

ODS – Omni-Directional Suspension

MIPS kennt man heute und es zählt bereits zu den Standards im Bereich Mountainbikehelme. Die Innovation ist lediglich eine kurzfristige Reaktion auf das ODS System von 6D. Vor Kurzem wurde nämlich anhand von Studien festgestellt, dass ein Schleudertrauma nicht direkt aus einem Aufprall resultiert, sondern vielmehr aus den wenigen Millisekunden gleich nach dem Aufschlag, wo der Helm vom Untergrund festgehalten wird, während das bewegliche Objekt (dein Kopf) sich nach den Gesetzen der Physik weiterbewegen möchte. Diese Diskrepanz überträgt sich auf das Gehirn, welche mit den hohen Kräften nicht fertig wird. In der Folge können heftige Schädel-Hirn-Traumas auftreten – was in der Umgangssprache lediglich Gehirnerschütterung genannt wird, kann Gehrinblutungen mit sich ziehen und zum Tod führen.

Weitere Auswirkungen von Schleudertraumas gefällig? Funktionsstörung des Gehirns. Bewusstseinsstörung. Gedächtnisverlust. Koma. Bei schwerwiegenden Verletzungen am Gehirn, kann es zu dauerhaften Schäden kommen.

Ein Helm ist dazu da, dieses Verletzungsrisiko zu minimieren. Minimieren, nicht eliminieren. Je besser der Wirkungsgrad des Helms und dessen Sicherheitskomponenten, desto eher kommt man mit Glück davon. Die heutigen Helme bieten laut Normierung genügend Sicherheit, die Messmethoden sind jedoch fraglich, da sie sich nur auf direkte Einschläge konzentrieren (Mountainbike-Magazin über Testnormen).

Es wird ein bestimmtes Gewicht aus einer bestimmten Höhe auf einen fixierten Helm fallen gelassen (EN 1078). Aussage der Experten: Wenn ein so hohes Gewicht auf den Kopf eines Bikers trifft (umgerechnet über 1 Tonne), treten im Normalfall tödliche Verletzungen auf, welche mit einem Helm unzureichend abgemildert werden können.

Wer von uns ist schon mal ganz gerade und ohne Scherkräfte auf den Kopf gefallen? Ein solcher Test ist nicht realitätsnah, weil die Rotationskräfte ausser Acht gelassen werden.

Nach neusten Forschungsergebnissen muss ein Kopf mit konventionellem Helm fast den selben Scherkräften standhalten, wie ein Kopf OHNE Helm. Das gibt einem zu denken.

Trotzdem wird viel Geld dafür ausgegeben und man erhofft sich davon insgeheim Absolution von jeglichen Verletzungen. Auch ODS kann nicht sämtliche Schäden bewahren, aber holt mit simplen Mechanismen einen höheren Wirkungsgrad heraus.

ODS – Kurz erklärt: Durch die direkte Dämpfung beim Einschlag, verzögert sich der effektive Einschlag auf den Kopf – ein Teil der Energie wurde bereits abgegeben. Durch die multidirektional bewegliche Innenschale werden anschliessende Querkräfte kompensiert – dies wirkt den Scherkräften entgegen. Die zeitliche Verzögerung dieser Abläufe ist ein weiterer positiver Effekt.

Im Bereich des Mountainbiking übernimmt 6D mit dem ODS System somit die Führungsrolle in Sachen Schutzfunktion. Das Design und die Grösse des Helms mussten der veralteten Euronorm 1078 gerecht werden, da der Helm ansonsten nicht zugelassen würde.

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Innenansicht des Helms – ODS

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Verarbeitung

Kurz zusammengefasst: 1A. Verarbeitung, Materialien, Technik – alles einwandfrei und auf höchstem Niveau. Natürlich erwartet man das bei einem Produkt in dieser Preisklasse, dennoch ist es nicht selbstverständlich. Die Helme sind aus hochwertigen Materialen gefertig, solide gebaut und sind ganz offensichtlich durchdacht bis ins kleinste Detail.

Funktion

Abnehmbare Kinn-Pads, ODS, Lüftung, Schutz, Haptik, Tragekomfort, Gewicht – wir konnten an keinem Aspekt rütteln, obwohl wir es versucht haben.

Das Gewicht ist mit 1300 Gramm ganze 400 Gramm höher, als bei meinem aktuellen Helm (Specialized Dissident). Auch wenn man natürlich einen Unterschied spürt, ist er bei weitem nicht so markant, wie erwartet – das Gewicht scheint im Helm gut verteilt worden zu sein.

Die Lüftung war äusserst effizient, man konnte den Fahrtwind auf der Haut spüren und fühlte sich nicht eingepackt. Kein Wunder, denn diesem Aspekt haben die Entwickler viel Zeit und Ressourcen gewidmet. Nebst den normalen Einlassöffnungen, befinden sich noch jeweils 2 sehr grosse Auslässe an den Seiten und einer oben am Helm. Die Zwiebelkonstruktion der beiden Schalen sorgt ausserdem für einen weiteren Ausgleich von Luft und Hitze. Durchlüftung: TOP.

Der auswechselbare Liner (Innenpolsterung) ist aufwändig genäht, gut und dick gepolstert und kaum spürbar. Selten fühlten sich alle Tester in einem Helm so wohl, einige meinten sogar, das sei eine Seltenheit. Die Passform ist von Anfang an sehr gut und lässt sich mit unterschiedlichen Pads sogar noch individuell verbessern. Die Liner lassen sich kinderleicht entfernen, waschen oder ersetzen.

Nachteile

Was ist mit den Schwächen des Helms? Nebst den bereits erwähnten, gab es bei den Testern nur wenige kritische Anmerkungen.

  • Mit einem Rucksack oder Neckbrace lässt es sich teilweise schlecht fahren, da der Helm hinten weiter hinunter reicht, als andere Modelle.
  • Einige Tester fanden, dass das obere Gesichtsfeld durch die massive Bauweise etwas mehr eingeschränkt ist, als bei anderen Modellen.
  • Anziehen des Helms geht sehr gut, aber beim Abziehen merkt man, wie sehr man im Helm integriert ist und muss fester ziehen. Macht man das mehrmals am Tag, kann es ein wenig scheuern.
  • Die Mädels im Team fanden den Helm zu schwer, den Jungs machte das Gewicht wenig aus.

Vorteile

Nebst den bereits erwähnten Vorteilen in Bezug auf den Wirkungsgrad bei Stürzen, gibt es weitere Aspekte, welche dieser Helm besonders gut kann:

  • Der Helm sitzt deutlich besser, als seine Karbon-Pendants der gängigen Marken
  • Die Luftzufuhr ist konstruktionsbedingt höher, als der aktuelle Standard
  • Austauschbare Polster (in diversen Grössen kombinierbar)
  • Zwei Schalen schützen besser als eine, deshalb darf das Material etwas weicher sein und bietet somit noch mehr Dämpfung und Schutz

Im Grossen und Ganzen also ein Helm, dem technisch kaum etwas vorzuwerfen ist. Er tut, wofür er gebaut wurde und ist diesbezüglich den meisten Helmen auf dem Markt überlegen. Die Argumente gegen den Kauf dieses Helms muss jeder selber bewerten. Vielleicht braucht es auch noch etwas mehr Zeit, bis sich Sicherheit wieder als Trend durchsetzt und man sich nicht schämen muss, wenn man sich besser schützt.

Neu ist die Marke 6D übrigens keineswegs. Wer sich mit Motocross auskennt, hat sicherlich bereits davon gehört (Travis Pastrana fährt einen 6D). Sie haben den Motocrossmarkt vor 4 Jahren in Angriff genommen und möchten diese Erfahrungen nun auch im Bikesport nutzen. In ein paar Monaten soll übrigens auch ein Open-Face Trailhelm von 6D mit ODS auf den Markt kommen. Halte Ausschau nach dem ATB-1A oder schau bei uns wieder vorbei, sobald wir ihn testen konnten.

Sehenswerte Videos: http://www.6dhelmets.com/#!videos/cd7l

Quellen:
www.mountainbike-magazin.de/test/equipment/20-helme-von-50-bis-180-euro-im-test.247867.2.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleudertrauma

Offizielle Website: 6D Helmets

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