Biker vs. Wanderer

Seit einigen Tagen geistert das neue Schreiben zu „Koexistenz Wandern – Mountainbike“ im Netz herum. Nur schon das Wort „Koexistenz“ machte mich stutzig, weil es nicht mehr bedeutet als „gleichzeitiges Vorhandensein“. Das ist schon seit längerem der Fall ihr Spezialisten! Wünschenswert ist eine „friedliche Koexistenz“…

Ursprünglich wollte ich das Thema zum wiederholten Male ignorieren, da ich immer ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bekomme, wenn ich solche Dokumente von sogenannten „Interessenvertretern“ durchlese. Ich habe mir nun trotzdem mal die Zeit genommen, um die Akteure und deren Ziele etwas zu analysieren. Tja. Und da ist es nun wieder, das mulmige Gefühl. Gerne gebe ich es an euch weiter…

Zuerst mal zu den beteiligten Parteien:
Schweizer Wanderwege.
Deren Interessen und Ansprüche sollten gemeinhin bekannt sein.
Die BFU ist die Beratungsstelle für Unfallverhütung, welche es schon seit 1938 gibt. Ihr Ziel ist es die Verminderung von Unfällen in Strassenverkehr, Haus, Freizeit und Sport.
Schweiz Mobil
sind die Initianten vom Veloland Schweiz, aus dem im Jahr 2000 die Stiftung Schweiz Mobil hervorging, welche im Auftrag von diversen Bundesämtern unterwegs ist.

Last but not least: Swiss Cycling. Sie schreiben in ihren Statuten „Swiss Cycling will der leistungsfähige und anerkannte Sport- und Fachverband für alle Radsportler und Radfahrer der Schweiz sein.“ Ein hehres Ziel, welches aber in der Realität ein riesiges Konfliktpotential birgt:

Wie will man so unterschiedliche Ansprüche vertreten?

Das ist ja so, als gäbe der Wanderverein vor, wie sich Kletterer verhalten sollen…

Dieser Vergleich führt mich eigentlich automatisch zum Kernpunkt dieses Artikels: Diese lieben Leute streben eine Harmonisierung an, lassen dabei aber einen Grossteil der betroffenen Bevölkerung einfach links liegen, die Biker. Es sind nicht die „Radfahrer“ im klassischen Sinne, welche die Problematiken des Themas einerseits produzieren und andererseits durchleben müssen. Auch nicht die Spitzensportler oder Hochleistungsathleten, welche von den genannten Parteien vertreten werden. Es sind die Freerider, welche sich regelmässig mit den Mitbikern und Wanderern auseinandersetzen müssen. Und genau diese Leute sollten nun aufmerksam weiterlesen! Denn genau ihre Ansprüche dürften in naher Zukunft beschnitten werden.

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Hier haben sich die Parteien nicht nur freundlichst gegrüsst, die Wanderer möchten den Bikern auch noch zuschauen. Es geht also auch ohne Auseinandersetzungen.

Es tun sich momentan ein paar wirklich grosse Spieler im Trailpoker zusammen, um Zukunftsentscheide zu fällen, welche uns alle betreffen werden. Lest doch mal die Grundsätze durch:

Es sollen neue Regelungen für folgende Fälle geschaffen werden

  • Wege mit einer Breite von weniger als 2 Meter (das sind schonmal geschätzte 90% aller Trails)
  • Sehr steile Wegabschnitte
  • Wege die durch ihre Beschaffenheit (Wegoberfläche, Untergrund, Nei-
    gung, bauliche Massnahmen) besonders sensibel auf die Benutzung durch Fahrräder reagieren.
    (Also wieder geschätzte 90% aller Trails)

Und wer prüft diese Regelungen und wird neue Vorschläge unterbreiten?

CCler, Wanderer und Unfall-Paranoide.

Müssen wir zukünftig auf solche Trails zwischen 11.00 – 16.00 Uhr verzichten?

 

Zu den Lösungsansätzen gehören folgende Punkte:

  • zeitlich begrenzte Fahrverbote
  • signalisierte Schiebestrecken

Sieht mir nach einer schwer bikebezogenen Lösungsfindung aus.
Auf Deutsch: Kommt es zu Konfliktpotential, muss der Biker zurückstecken.

Auch zur Realisierung von neuen Strecken machen sich die lieben, gemeinnützigen Damen und Herren ihre Gedanken. Diese bestehen darin, dass bei der Realisierung von neuen Wanderwegen vorallem folgende Partner einbezogen werden:

  • Kantonale Ämter der Bereiche Wandern, Naturschutz, Jagd, Land und Forstwirtschaft
  • Fachorganisationen Wanderwege, SchweizMobil
  • Gemeinden, Tourismusorganisationen
  • Grundeigentümer

Und warum ist da Swiss Cycling nicht aufgelistet?

Jetzt kommt mein Lieblingsabschnitt. Die Regelung zur VS-Norm SN 640 829a (Signalisation Langsamverkehr). Hahahaaaaa Langsamverkehr! Damit sind wir gemeint! :D
Das wird dann noch getopt von : „Es wird empfohlen, auch bei nicht signalisierten Routen (z.B. GPS-Touren, Mountainbike-Karten etc.) ein analoges Planungs- und Konsolidierungsverfahren anzuwenden.“

Zum Schluss kommt wie das Amen in der Kirche noch der mahnende Fingerzeig. Die Verhaltensregeln:

Wanderer

  • benutzen die für sie bezeichneten Wege;
  • tolerieren Mountainbike-Fahrten auf Wanderwegen, die obgenannten Grundsätzen entsprechen;
  • lassen Mountainbiker passieren, ohne ihre Fahrt unnötigerweise zu behindern. ZU gütig!! Dankeschön!!!!

Mountainbiker

  • benutzen die für sie bezeichneten Wege;
  • fahren vorausschauend und machen sich bemerkbar (z. B. Fahrradglocke);
  • reduzieren das Tempo wenn sie sich Wandernden nähern oder in Situationen, wo Wandernde anwesend sein könnten;
  • lassen Wandernden den Vortritt;
  • nehmen Rücksicht auf die Beanspruchung der Wege, indem sie rücksichtsvoll und schonend fahren (z. B. keine Fahrt über Stufen oder Treppen, keine Bremsspuren auf Natur-/Kieswegen);
  • beachten die Signale (z. B. Schieben);
  • respektieren die Rechte der Grundeigentümer (z. B. keine Fahrt abseits von bestehenden Wegen).

Grundsätzlich stimme ich diesen Verhaltensregeln zu. Ich benutze (unter anderem) die für mich bezeichneten Wege. Fahre vorausschauend und mache mich mit einer Fahrradglocke bemerkbar, reduziere mein Tempo, wenn ich mich Wanderern nähere und lasse ihnen den Vortritt. Halte mich auch beim Bremsen zurück, kann aber einer Stufe oder ein paar Treppen beim besten Willen nicht widerstehen. Ich hoffe, die Unfallgefahr damit nicht ins unermessliche zu treiben…

Ich bin überzeugt, dass es keine solche Regelungen brauchen würde, wenn sich alle Biker ebenso verhalten würden. Leider müssen wir immer wieder von üblen Konflikten hören und sehen auch immer wieder absolut uneinsichtige und untolerante Biker, welche das vorbildliche Verhalten der anderen zunichte machen. Da verwundert es einen nicht, wenn sich solche Organisationen in die Thematik einmischen. Schön wäre es, wenn wir ebensolche Vertreter in Wirtschaft und Politik hätten.. aber dafür sind wir „Freerider“ halt zu hedonistisch. Und genau da liegt wohl der Hund begraben. Aber wenn es zu spät ist, ja, dann werden wir zurückschlagen :)

Fazit: Vielleicht werfe ich diesen Organisationen zu Unrecht etwas vor und bin diesbezüglich evt. etwas vorurteilsbehaftet. Vielleicht liegt ihr Interesse nicht alleine im Schutz von Wanderwegen. Vielleicht sind die beteiligten Personen nicht so konservativ, wie ich mir das vorstelle. Vielleicht sehe ich die Problematik aber auch richtig und wir kämpfen in 10 Jahren um jeden Meter Trail. Na denn Prost!

Hier übrigens noch der Link zum PDF: Koexistenz Wandern – Biken

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Ein Gedanke zu “Biker vs. Wanderer”

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