Perfekte Federungseinstellung

Hechti von der Freeride Connection war diese Woche so nett, uns ein weiteres Technik-Schmankerl zur Verfügung zu stellen. Diesmal geht es um die optimale Federungseinstellung.

Eine perfekte Abstimmung gibt es ja eh nicht, da jeder Trail unterschiedliche Anforderungen an das Fahrwerk stellt. Mit ein wenig Hintergrundwissen und etwas tüfteln kann man sich jedoch sehr nahe ans Optimum herantasten.

Einführung

Ich werde die Einstellung des Fahrwerks an meinem Cannondale Judge dokumentieren. Dieses hat an der Front 200 mm Federweg und am Heck 220mm sowie ca. 75 mm Hub (Dämpfer muss mindestens 50 PSI in Spv Kammer haben). Das Fahrergewicht beträgt mit Ausrüstung ca. 83 Kilo.

Als erstes gilt es herauszufinden was man braucht und was möglich ist. Zuerst sei einmal gesagt wonach sich der Negativfederweg richtet, denn er hängt von diversen Komponenten ab.

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Gesamtfederweg

Zu erst einmal ist das natürlich der gesamthaft zur Verfügung stehende Federweg und der Einsatzbereichs des Bikes. Meines wird hauptsächlich zum Bergabfahren genutzt, hat dementsprechend viel Federweg und der Sag liegt um die 30%. Generell kann man heutzutage ungefähr sagen: Marathon und Racebikes haben ca. 10% Sag, Allmountain und Tourer ca. 10-20%, Enduristen 15-30% und Freerider und Downhiller ca. 20-50%, um auf einen genauen Wert zu kommen müssen die anderen Einflüsse mit einbezogen werden.

Einflüsse des Federmediums

Das wäre zum einen das Federmedium: Luft und Stahlfeder verhalten sich unterschiedlich und müssen unterschiedlich eingestellt werden. Ein Luftfederbein neigt dazu am Anfang ein hohes Losbrechmoment zu haben, in der Mitte des Federwegs durchzusacken und am Ende eine ungleich grosse Progressivität aufzubauen (diese Probleme werden teilweise durch Dämpfung und Hinterbaukinematik behoben). Ein Stahlfederbein hat ein viel feineres Ansprechverhalten und kann unterschiedlich progressiv oder linear gewickelt werden. (Mittlerweile gibt es auch eine funktionierende Einstellungsmöglichkeit der Progressivität bei Luftgabeln, siehe German Answer „A-Flame“ Gabel mit drei hintereinander liegenden Luftkammern). Mein Bike hat hinten wie vorne lineare Stahlschraubenfedern und dieses kann ich grundsätzlich ein Stück weicher einstellen, als ein Luftfederelement im gleichen Bike da mir die Feder beim Bremsen oder in scharfen Anliegerkurven nicht wegsackt.

Einflüsse der Hinterbaukonstruktion

Der nächste Punkt bezieht sich nur auf den Hinterbau: der Dämpfer wird an modernen Bikes auf unterschiedlichste Art und Weise angelenkt, und genau diese Anlenkung spielt eine grosse Rolle bei der Einstellung des Dämpfers. Einen eher degressiven Eingelenker mit hohem, vor dem Tretlager platzierten Schwingendrehpunkt (Orange, Cannondale, Morewood) fährt man mit viel weniger Sag als zum Beispiel einem Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt (Intense, Iron Horse, Giant).

Bei meinem Bike handelt es sich um einen Eingelenker mit via Umlenkung optimierter Kennlinie. Das heisst das Hinterrad erhebt sich zwar, wie bei einem normalen Eingelenker, auf einer Kreisbahn, zwischen Schwinge (bzw. Drehpunkt) und Dämpfer sitzt jedoch noch eine Umlenkung, die das Übersetzungsverhältnis beim Einfedern verändert. Dadurch ist mein Hinterbau am Anfang sehr weich, dann gibt es einen effektiv nutzbaren Bereich und zum Ende hin wird das Übersetzungsverhältnis noch kleiner und so die Kennlinie sehr progressiv. Dies hat zur Folge dass ich meinen Hinterbau eher mit viel Negativfederweg fahren kann bzw. muss.

Einflüsse der Dämpfung

Der Vorletzte Punkt der einbezogen werden muss, sind die Einstellmöglichkeiten der Gabel bzw. des Dämpfers. An einigen Dämpfern und Gabeln (zum Beispiel Marzocchi RC2X Kartusche (oder jedes System mit offenem Ölbad), Manitou Six Way oder Fox DHX 5 Federbein) kann man über die Dämpfung Einfluss auf die Endprogression bzw. den Durchschlagschutz nehmen. Das heisst das man zum Beispiel eine eigentlich etwas zu weiche Feder wählen und dadurch mit sehr viel Sag fahren könnte, gleichzeitig aber Durchschläge unterbunden werden. Dazu kommen diverse andere Dämpfungseinstellungen die justiert werden müssen und ohne die ein Fahrwerk nie wirklich abgestimmt werden kann.

Technik - Perfekte Federungseinstellung

Einflüsse von Vorlieben

Dies führt uns direkt zum letzten und eigentlich wichtigsten Punkt und zwar zu den Vorlieben des Fahrers bzw. seinem Fahrstil. In meinem Fall widerspricht mein eher Sofamässiger-Downhillhinterbau etwas meinem Geschmack. Vor diesem Bike hatte ich einen normalen Eingelenker mit nur 180 mm Federweg, den ich immer sehr straff abgestimmt und mit wenig Negativfederweg gefahren bin. Da ich beim Downhillen jedoch weniger ein „Liniensucher“ sondern eher ein „Brechstangentyp“ bin, kommt mir das neue Fahrwerk mit mehr (Negativ)Federweg eigentlich ziemlich entgegen. Grade in Passagen mit groben, verblockten Untergrund kommt das neue Bike erst viel Später an seine Grenzen und man fährt mit viel mehr Traktion als auf dem alten Bike, was hauptsächlich an dem viel grösserem Negativfederweg und dem allgemein „softerem“ Hinterbau liegt. Nun aber genug der Theorie, kommen wir zur praktischen Abstimmung.

Einstellen des Negativfederwegs

Als erstes gilt die Regel: der Negativfederweg wird NICHT im Sitzen eingestellt, sondern in der „Attack“ Position, das heisst auf dem Bike stehend. Sitzend fährt man den Berg hoch oder auf ebenen Böden, nicht aber Bergab oder über Wurzelteppiche. Man stellt die Federung in der Position ein wie man sie braucht, sonst stimmt es nachher nicht. (Im sitzen ist der Schwerpunkt, gerade bei Downhillbikes, zu weit hinten, man belastet den Dämpfer zuviel und die Gabel so gut wie noch gar nicht).

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Als erstes muss man den gesamten Federweg rausfinden, hierzu kann man entweder die Herstellerangabe zu Rate ziehen oder man baut die Federn aus bzw. lässt die Luft ab und misst selber nach. Gemessen wird an der Front mit einem Kabelbinder und am Heck mit einem Zollstock von Mitte Achse bis Ende Sattel, erst im ein- und dann im ausgefedertem Zustand. Am besten macht sich die ganze Angelegenheit wenn eine zweite Person hilft.

Bei meinem Beispiel stelle ich mich erst einmal, mit gerade genug vorgespannten Federn, drauf und schaue wie weit es einsackt. (man sollte ein zweimal wippen, damit man nicht durch z.B. trockene Dichtungen weniger einfedert, als man es eigentlich tun würde) In dieser Einstellung hat es nach meinem Geschmack vorne und hinten einwenig zuviel Negativfederweg d.h. ich muss die Federn ein Kleinwenig mehr Vorspannen. Dies mache ich am Dämpfer in dem ich die Vorspannschraube etwas fester ziehe, in meinem Fall sind es ca. 3 Umdrehungen. Die Feder in der Gabel kann ich via Spacern, die ich zwischen Feder und Abschlusskappe packe, vorspannen, in meinem Fall nutze ich 4 der 8 möglichen Spacer. In dieser Einstellung beträgt der Negativfederweg am Heck ca. 7.5 cm = 33 % und an der Front ca. 5.5 cm= 27 %. Als kurzer Test folgt eine kleine Parkplatzrunde, auf der man ein paar mal heftig wippt. Dabei sollte das Fahrwerk natürlich nicht durchschlagen sondern maximal 2/3 des Federwegs nutzen. Das Heck ist momentan recht weich abgestimmt, bzw. der Durchschlagschutz ist fast auf das Maximum erhöht und es gäbe noch Verbesserungspotential.

In anbetracht der Tatsache, dass ich gerne noch mal ein härteres Fahrwerk mit diesem Bike probieren will und das die Federn schon recht vorgespannt sind, werde ich bald die jeweils nächst härteren (Titan)Federn probieren und hoffentlich noch etwas mehr Performance aus dem Bike rausholen können.

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5 Gedanken zu “Perfekte Federungseinstellung”

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