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Bike Fotografie: 1 mal 1

Immer mehr Biker kommen auf den Geschmack der Fotografie. Wer möchte sich nicht selber beim Fahren und Tricksen verewigen? Wer möchte nicht die Bilder seiner letzten unvergesslichen Tour aufbewahren können? Das war so und wird immer so bleiben. Dabei ist jedoch nicht nur der Anspruch an ein schönes Foto gestiegen, sondern auch die Qualität der Bilder.

Viele Einsteiger- und Kompaktkameras machen inzwischen bessere Fotos, als die ehemaligen analogen Prachtexemplare der Profis. Was früher viel Können und Geduld und technisches Know-How abverlangte, wird nun von einem Automatikprogramm übernommen. Das ist jedoch keineswegs ein Garant für ein gelungenes Foto, im Gegenteil.

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Sämtlichen klassischen Anfängerfehler in einem Foto vereint. Fahrer in der Mitte platziert, der Himmel ist ‚ausgefressen‘, so ziemlich alles ist unscharf. Ich schäme micht nicht zuzugeben, dass das ein Foto von mir ist. Gerade mal 3 Jahre alt und mit einer Kompaktkamera im Automatikmodus aufgenommen.
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3 Jahre später. Nicht nur die Ausrüstung hat sich verbessert, auch das Feeling für den richtigen Moment, das Auge für einen interessanten Bildausschnitt, die richtige Belichtung und Nachbearbeitung sind Folge vieler Übungsstunden. Es ist noch immer Potential vorhanden…

Bike Fotografie: Die Grundlagen

Die Aspekte, welche ein gutes Foto ausmachen, sind vielzähliger, als ich es mir zu Beginn meines neuen Hobbys hätte vorstellen können. Ich dachte mir damals, dass eine gute Kamera gute Fotos schiesst. Falsch. Nur ein guter Fotograf kann einen Moment auf eine Art und Weise einfangen, die den Betrachter in seinen Bann zieht. Sei es etwas dramatisches, düsteres, actiongeladenes (unendliche Weiterführung von Adjektiven) oder selbstdarstellerisches, es liegt voll und ganz in der Hand des Knipsers. Er wählt nicht nur den Betrachtungswinkel, die Helligkeit, die Farbe, das Licht oder den Ausschnitt, er bestimmt, welche Aspekte des Moments im Bild dargestellt werden sollen und wie er dies dem Betrachter vermitteln möchte. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und werden mehrheitlich nur durch das Können des Fotografen eingeschränkt.

Ich habe mich nun auch gute zwei Jahre mit der Materie auseinandergesetzt und einiges gelernt, das ich an dieser Stelle weitergeben möchte. Ich möchte noch anmerken, dass die folgenden Informationen nur als Leitfaden für Anfänger dienen und eventuell dazu anregen sollen, sich mit den unterschiedlichen technischen Feinheiten selbst auseinanderzusetzen. Ich werde mich hierbei auf einige Grundregeln zur Fotografie im Allgemeinen und auf einige Eigenheiten der Bikefotografie beschränken.

Der wohl wichtigste Punkt ist, sich ausreichend zu informieren. Dabei steht die Bedienung der Kamera im Vordergrund. Da stossen wir jedoch bereits auf der erste Ei/Huhn-Problem. Was nützt es mir zu wissen, wo ich den ISO-Wert meiner Kamera einstellen kann, wenn ich keine Ahnung habe, was ein ISO-Wert überhaupt ist und was er bewirkt? Das ist gar nicht so kompliziert, wie sich viele vorstellen. Es gibt bestimmte (und zum Glück endliche) Faktoren, welche die Ablichtung eines Momentes beeinflussen:

  • Lichtempfindlichkeit (ISO)
  • Blende (f)
  • Belichtungszeit
  • Brennweite

Durch die Kombination dieser Einflussfaktoren, kann man nicht nur die Schärfe, die Perspektive, die Helligkeit, den Kontrast oder auch die Dynamik (Bewegungsunschärfe) in einem Bild ändern, man kann damit auch die äusseren Bedingungen beeinflussen, welche immer unterschiedlich und selten vorteilhaft für ein gelungenes Bild sind.

ISO

Jeder, der früher schon mal Filme für analoge Kameras kaufen musste kennt die Frage: „Was für einen ISO-Film möchten Sie denn?“. Ich dachte mir immer, ISO sei eine Marke. Dabei geht es lediglich um die Lichtempfindlichkeit des Films. Bei den digitalen Gegenstücken gibt es aber doch gar keinen Film. Was soll hier also dieser ISO-Wert?
Er bestimmt, wie lichtempfindlich der Chip sein soll, auf welchen das Bild projeziert wird. Einfach zu merken: Fotografiert man z.B. draussen bei hellem Sonnenschein, braucht es eine geringere Lichtempfindlichkeit. Macht man Aufnahmen in geschlossenen Räumen mit wenig Licht, muss die Lichtempfindlichkeit grösser sein. Regel: Bei einer höheren ISO-Zahl nimmt der Sensor mehr Licht auf und das Bild wird heller.

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Bei einer hohen ISO-Zahl hat man zwar mehr Spielraum mit dem vorhandenen Licht. Spätestens ab ISO 1600 kann man jedoch ein gewisses Rauschen feststellen (je nach Kamera). Hier ein sehr überspitztes Beispiel zur Verdeutlichung.

Brennweite

Ausdrücke wie „Weitwinkel“ und „Tele“ und „Zoom“ haben ausschliesslich mit der Brennweite zu tun. Es handelt sich hierbei um nichts anderes, als um Perspektive. Bei einer kleinen Brennweite wird ein breiterer, grösserer Bildausschnitt aufgenommen. Bei einer grösseren Brennweite wird ein weit entfernt liegendes Objekt näher herangeholt und der Hintergrund wird auseinandergezogen. Was ich hier klarstellen möchte, ist folgendes: Ich stehe 2 Meter vor einem Bike und fotografiere es mit einem Weitwinkel. Nun habe ich nicht nur das Bike fast formatfüllend im Bild, sondern auch den gesamten Hintergrund mit Wald und Bergkette usw. Mache ich dieselbe Aufnahme mit z.B. 30 Meter Entfernung aber einem 300er Tele, habe ich wiederum das ganze Bike formatfüllend im Bild, aber nur einen sehr kleinen Teil des Hintergrunds. Diese Eigenart der Brennweite muss man nicht nur kennen, sondern aktiv in die Bildgestaltung und Perspektivenwahl miteinbeziehen. In Worten ist das nicht ganz einfach zu beschreiben, deshalb hier noch ein Bild zur Verdeutlichung.

bike fotografie 1mal1 perspektive weitwinkel tele
Hier sieht man den Unterschied einer Weitwinkelaufnahme aus der Nähe und einer Tele-Aufnahme aus der Ferne. Das Bike ist in beiden Fällen gleich gross, der Bildausschnitt jedoch ändert sich markant.

Die Blende

Als Blende wird die Öffnung im Objektiv bezeichnet, welches das Licht bündelt (Siehe Bild). Was die Blende ist und wofür man sie benötigt, ist vielen Hobbyfotografen nicht klar. Das Komplizierte daran ist, das Zusammenspiel zwischen Blende und Brennweite und deren Auswirkungen auf die Schärfe zu begreifen. Ich versuche das mal im Folgenden zu verdeutlichen.

Die Blende erfüllt zwei wichtige Funktionen: Einerseits steuert sie (wie die ISO-Zahl) die Stärke der Beleuchtung des Bildsensors: Je größer die Blendenzahl wird, desto weniger Licht kann durch das Objektiv dringen. Zum Beispiel bei der Blendenzahl-Einstellung 2.8 lässt das Objektiv mehr Licht durch als bei 5.6. So wird in Verbindung mit weiteren Aspekten wie ISO und Belichtungszeit die Belichtung des Sensors geregelt. Eine Blendenzahl von 5 bedeutet grundsätzlich nichts anderes, als dass der Durchmesser der Blende 5 mal kleiner ist, als die Länge der Brennweite.

Andererseits beeinflusst die Blende die Schärfentiefe: Mit größerer Blendenzahl und damit kleinerer Öffnung wird nicht nur die wirksame Lichtmenge verringert, sondern auch der Schärfebereich des Bildes grösser. Der Bereich der scharfen Abbildung nimmt beim Schließen der Blende zu. Auch dies ist in Worten nicht ganz einfach zu erklären:

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Ein Bild mit einem geringen Schärfebereich dank grosser Blende. Wenn es durchgehend Scharf wäre, würde es einen chaotischen Eindruck hinterlassen. So konzentriert er den Blick des Betrachters auf einen bestimmten Bereich und hebt diesen hervor.

Belichtungszeit

Der letzte wichtige Aspekt ist die Belichtungszeit. Dies wird von den Meisten sehr schnell und problemlos verstanden, weshalb ich hierzu nicht zu viele Worte verlieren möchte. Bei der Belichtungszeit geht es – wie der Name andeutet – um die Dauer der Belichtung. Die Lichtmenge betreffend gilt: Je länger die Belichtungszeit ist, desto länger wird der Sensor belichtet und umso heller wird das Resultat. Wenn man nur kurz belichtet, wird das Bild dunkler. Logisch. Was dies für weitergehende Folgen hat, kann sich jeder denken. Wenn ich die Belichtungszeit auf 1 Sekunde stelle erhalte ich schlussendlich nicht nur ein helleres Bild, sondern höchstwahrscheinlich auch ein unscharfes. Vorallem wenn ohne Stativ fotografiert wird, ist eine längere Belichtungszeit als 1/50 Sekunde unsinnig, da die Gefahr besteht, dass sich Kameramann oder Motiv bewegen und man diese Bewegung auf dem Bild festhält. Weshalb also nicht immer mit bloss einer Tausendstel Sekunde knippsen? Dann hätte man ja immer einen nur sehr kurzen Augenblick festgefroren und muss sich nie mehr mit Bewegungsunschärfe auseinandersetzen, oder? In einer Tausendstel Sekunde kommt aber leider nicht allzu viel Licht auf den Sensor. Somit ist man auch in diesem Bereich eingeschränkt.

Der Clou an der Sache

Die grosse Kunst ist es nun, alle diese Aspekte zu beachten, zu kombinieren und in Einklang zu bringen, um das gewünschte Resultat zu erreichen. Diese Werte korrekt einzustellen, abhängig davon, wie die Lichtverhältnisse sind und welches Motiv man auf welche Art einfangen möchte, macht einen Grossteil eines technisch einwandfreien und ästhetisch ansprechenden Bildes aus.

Neben den technischen Feinheiten und den künstlerischen Möglichkeiten, gibt es natürlich noch diverse Techniken, die sich im Verlaufe der Zeit entwickelt haben. Ich denke hierbei nicht an die Spielereien, welche man mit neuzeitlichen Bildbearbeitungstools (Photoshop, Lightroom) durchführen kann, sondern an altbewährte Dinge wie Aufnahmewinkel, Bildaufbau, Filter und Belichtung.

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Nur mit einer sehr kurzen Belichtungszeit (unter 1/400 Sekunde) kann ein Biker bei voller Fahrt noch so scharf (ohne Bewegungsunschärfe) abgelichtet werden.

Hier noch ein paar Erfahrungen und Tipps zur Bike Fotografie.

Beim Biken ist man naturgemäss sehr oft im Wald unterwegs und hat daher selten perfekte Lichtverhältnisse. Da man einen Biker mit mindestens einer Zweihunderstel Sekunde fotografieren sollte (Kurze Belichtungszeit = Wenig Licht), damit er auf dem Bild scharf abgebildet wird, benötigen wir also viel Licht. Das können wir einerseits durch eine grössere Öffnung/Blende erreichen (Grosse Öffnung = Mehr Licht). Andererseits können wir auch die ISO-Zahl hochschrauben, was den Chip lichtempfindlicher macht. Ihr könnt euch bestimmt denken, dass Objektive mit grösserer Blende auch teurer sind, oder? Und zwar um ein Vielfaches! Daher gibt es für Anfänger mal folgenden Rat: Entweder weitwinklig fotografieren. Weitwinkelobjektive nehmen durch die grösseren Blenden von Haus aus schon mehr Licht auf. Das bringt ausserdem den Vorteil, dass man den Biker aus kurzer Distanz fotografieren kann und die Umgebung (den Trail etc.) ebenfalls aufs Bild bekommt. Wenn man jedoch etwas weiter weg stehen und den Biker trotzdem noch formatfüllend ins Bild bekommen möchte, gibt es von den Einstellungen her schnell mal Grenzen. Da helfen nur grössere, teurere Tele-Objektive (Ein 200 Millimeter Tele mit einer durchgehenden Blende von 2,8 kostet mindestens 1500 Franken).

Was bei Bikefotos natürlich schnell mal langweilig wird, sind gleichbleibende Aufnahmen. Wer will schon Hunderte von Fotos von Bikern sehen, die allesamt von vorne aufgenommen wurden? Viel zu oft sieht man solche Fotos von diversen Rennen, aber dort geht es natürlich darum, jeden Fahrer zu erwischen. Abgesehen vom Blickwinkel, gibt es da auch noch Möglichkeiten wie Mitzieher. Ein Mitzieher ist nichts anderes, als eine Aufnahme, bei der man dem Fahrer mit der Kamera folgt. Das Resultat ist zeigt sich wie folgt: Der Fahrer ist mehrheitlich scharf, der Hintergrund ist durch die Bewegung völlig unscharf und verzogen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Fahrer wird aus dem Hintergrund abgehoben und Fahrtgeschwindigkeit wird sehr gut vermittelt. Mitzieher beim Biken sehen meines Erachtens immer gut aus, wenn sie technisch korrekt umgesetzt sind.

Wie man einen Mitzieher macht? Die Belichtungszeit muss ungefähr eine Fünfzigstel Sekunde betragen. Das ist bloss ein Richtwert, je nach Geschwindigkeit des Bikers muss man da rumschrauben. Wenn es nicht klappen will, dann eher eine kürzere Verschlusszeit wählen. Das ergibt weniger Speedeffekt, aber dafür erwischt man den Fahrer öfter. Da man mit eher langen Belichtungszeiten arbeitet, darf man die Blende ruhig ein wenig schliessen, so hat man auch die Sicherheit, dass der Fahrer scharf ist. Üben kann man das übrigens perfekt an einer viel befahrenen Strasse mit Fahrzeugen.

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Eine von vielen Techniken, ein Bild interessant zu gestalten und das gewünschte Feeling – in diesem Fall Speed – zu vermitteln: Mitzieher.

Die Ausrüstung

Auch sehr hilfreich bei der Bikefotografie sind Fischaugen-Objektive (Fisheye). Auch bei nur sehr geringer Krümmung vermitteln sie viele Eindrücke von der Umgebung und zeigen den Fahrer in seinem Element.

Für mich fast schon unverzichtbar ist inzwischen ein zweiter Blitz. Jeder kennt den Unterschied zwischen einem schlichtweg zu dunklen Bild und einem, welches mit einem Blitz aufgehellt wurde. Aber nicht jeder hat sich bisher darauf geachtet, wie viel dynamischer das Bild wirkt, wenn ein zweiter Blitz den Fahrer zum Beispiel seitlich ausleuchtet und ihn somit vom Hintergrund abheben lässt. Nach meinem Geschmack tauchen in der Pressewelt des Bikesports viel zu viele dieser fast künstlich wirkenden Fotos auf, wo man das Gefühl bekommt, der Fahrer sei tatsächlich nachträglich eingesetzt worden. In einem vernünftigen Mass eingesetzt, kann man jedoch einen sehr angenehmen und fototechnisch positiven Effekt erzielen.

Ich habe schon viel zu viel geschrieben und hätte eigentlich noch ein paar weitere wichtige Punkte zu erwähnen. Aber ich lass es mal gut sein. Wer sich in die Materie vertiefen möchte, findet im Web bestimmt bessere und umfangreichere Quellen als diese.

Noch ein paar Gedanken am Rande:

  • Vorallem das Zusammenspiel zwischen Blende und Brennweite sollte verstanden und viel geübt werden. Hier entscheidet sich, ob man ein zwar scharfes, aber (durch die durchgängige Schärfe) flaches Bild bekommt oder ein durch gewollte Unschärfe viel tiefer wirkendes Bild.
  • Übung ist auch hier wieder das magische Wort. Je besser Du Dich mit Deiner Kamera auskennst und je öfter Du die Einstellungen veränderst und ausprobierst, umso besser werden Deine Resultate zwangsläufig werden.
  • Sehr hilfreich kann auch etwas Übung in anderen Bereichen als dem Bikesport sein. Dadurch lernt man neue Techniken und Kniffe, die man bei den Bikefotos wieder einfliessen lassen kann. Horizonterweiterung halt.
  • Die Kreativität darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Alle diese Vorgaben und Standards sind reine Richtlinien und sollen dabei helfen, die nötigen Techniken für eine freie Gestaltung zu erlernen. Der Fotograf bestimmt was auf das Bild kommt, wie es dargestellt wird und was es ausdrücken soll.

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6 Gedanken zu “Bike Fotografie: 1 mal 1”