Erfahrungsbericht: Specialized Stumpjumper EVO Carbon

Stumpjumper – Die Legende

Vor 30 Jahren hat Specialized die erste Serienversion eines Mountainbikes auf den Markt gebracht – das Stumpjumper. Ein Stahlrahmen mit Starrgabel, 3 x 5 Suntour Schaltung, Cantilever Bremsen und BMX Pedalen. „The bike for all reasons „. Das Fahren abseits von Strassen wurde jetzt auch für die Masse möglich. Raus auf die Trails – der Beginn der neuen Ära. Jetzt, 30 Jahre später, heisst das erfolgreichste und beliebteste Bike von Specialized noch immer Stumpjumper, und noch immer ist es „the bike for all reasons“. Jetzt dafür mit Carbon Rahmen, 150 mm Federweg und Scheibenbremsen. 12.5 statt 15 kg. Der Grundgedanke ist aber geblieben: ein Spassbike für grosse Jungs.

Specialized Stumpjumper EVO Carbon

Specialized Stumpjumper EVO – Einsatzzweck und Aufbau

Ich habe schon länger mit einem leichten Tourenbike geliebäugelt, aber irgendwas hat mich immer davon abgehalten. Die Stumpjumper waren ja schon immer als sehr komfortable Tourenbikes bekannt, aber das gewisse Etwas hat halt immer gefehlt. Bis die Specialized Stumpjumper EVO Serie auf den Markt kam. Tieferer Schwerpunkt, flacherer Lenkwinkel, verstellbare Sattelstütze, Kettenführung. Für mich als Liebhaber verspielter Bikes ein Muss. Das Stumpy EVO Carbon hat ausserdem eine ganze Reihe von sehr netten Detaillösungen, welche komplett überzeugen. Innenverlegte Kabelzüge für Command Post, Verstärkungen an heiklen Stellen am Unterrohr und Steuerrohr, Command Post Shifter direkt am Lenkergriff befestigt.

Sonstige Teile am Specialized Stumpjumper EVO: SRAM X0 Schaltwerk, X9 Shifter, X7 Umwerfer, SRAM Carbon Kurbeln, Roval Laufräder, Specialized Butcher Reifen (positiv überrascht!!!)

Als kompletter Anti-Carbon Mensch habe ich lange überlegt, ob ich wieder mal ein Experiment mit diesem Werkstoff wagen sollte. Meine bisherigen Carbon Bikes haben sich jeweils nach kurzer Zeit verabschiedet. Alle drei Carbon Bikes sind gerissen, und zwar immer an unterschiedlichen Stellen. Für mich war Carbon danach nie mehr ein Thema, da ich lieber mit dem Bike in der Gegend rumdüse als ständig mit Importeuren wegen Garantiefällen zu streiten. Aber da Specialized einen wirklich vorbildlichen Service bietet, habe ich mich entschieden, diesem Werkstoff nochmals eine Chance zu geben – schliesslich wurde in den letzten 12 Jahren vieles verbessert, sogar DH Profis wie Aaron Gwin oder Greg Minnaar düsen mit Highspeed die Weltcup Strecken auf Carbon Bikes runter.

Fahrgefühl

Wie ist das Ding zum fahren? Einfach wow! Super leicht, super wendig, unglaublicher Vortrieb. Das niedere Gewicht merkt man schon auf den ersten Metern. Wenn man wie ich von einem knapp 16kg Enduro auf ein 12.5 kg Stumpjumper wechselt, ist dies eine komplett neue Erfahrung. Lange strenge Aufstiege werden plötzlich sehr angenehm, auf den Trails wird durch das geringe Gewicht der Spieltrieb geweckt. Das ist der grosse Unterschied zu einem Bike mit mehr Reserven. Auf dem Stumpjumper muss man mehr arbeiten und kann nicht immer die gerade Linie wählen, aber das macht ja auch den Reiz aus.

Specialized Stumpjumper EVO Carbon

Fazit

+ unglaublich stabil und spurtreu
+ sehr sehr leicht für ein 150 mm Bike out-of-the-box. Mit dem nötigen Gewichtstuning bringt man es sogar auf 11 kg, und das ohne Stabilitätseinbussen
+ Fox Dämpfer mit Kashima Beschichtung ist eine echte Wucht!
+ Die Specialized Butcher Reifen bieten einen erstaunlich guten Grip. Wollte die eigentlich gleich am Anfang tauschen, aber die haben sich jetzt wirklich gut bewährt. Vielleicht bissel grosser Rollwiderstand, aber ansonsten wirklich prima!
– Fox Gabel ist nicht gerade der Bringer. Fühlte sich am Anfang an wie eine Starrgabel… nach einem ersten Service mit neuem Öl schon mal besser, aber kommt in keinster Weise an eine Stahlfedergabel ran. Meine alte Zocchi Z1 (10 cm) hat sich nach etwa doppelt soviel Federweg angefühlt…
– Formula The One. Leichte Bremse mit akzeptabler Bremsleistung, aber einem grauenhaften Quietschen. Falls mal jemand ein 300db Kreischen aus der Pilatusgegend hört… das müssen Formulas sein.

Ist das Stumpjumper EVO jetzt das Perpetuum Mobile? Die eierlegende Wollmilchsau? Das berühmte Bike für alles? Jein. Es ist leicht, schnell, verspielt und wendig. Als Tourenbike unschlagbar. Aber für richtig ruppige Pisten oder im Bikepark wohl überfordert. Von der Idee des do-it-all Bikes habe ich mich geistig verabschiedet. Klar kann man mit einem 17 kg Bike problemlos auch lange Touren machen, aber der Aufstieg ist dann halt eine Qual. Und mit einem leichten Bike wie dem Stumpjumper EVO kann man es auch bergab krachen lassen, einfach mit viel weniger Reserven und mehr Unruhe. Klar könnte man auch dieses Bike parktauglich machen, aber dann wären locker wieder 3 kg mehr Gewicht dran. Solange man Bergbahnen und Postautos für den Aufstieg verwenden kann, geht das schon, aber für ne schnelle Runde auf dem Hometrail sind fette Reifen und DH Schläuche halt schon nicht ideal.

Das Stumpjumper EVO wird mich künftig auf allen Touren begleiten, bei welchen ich den Aufstieg aus eigener Kraft bewältigen muss. Dafür ist es gebaut, und für diesen Einsatzzweck ist es vermutlich eines der besten Bikes auf dem Markt. Nach den ersten Fahrten kann ich schon mal ein vorläufiges Fazit ziehen: sehr empfehlenswert!

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